Dienstag, 5. Oktober 2021
What happenend to us?-GL
Du hörst mir zu, du antwortest nicht, aber das sollst du auch nicht. Hör nur zu. So weit das Netz, so allein, so unsichtbar. Niemand der sie versteht wird sie lesen. Dieses Versteck ist perfekt, für mich und meine Gedanken und Gefühle. Ich sehe sie im Büro, am Tag für 30 Minuten, manchmal. Wir sitzen nebeneinander beim Mittagessen, manchmal. Ich bin gern in ihrer Nähe. Sie ist 25 Jahre jünger. Sie ahnt nichts von diesen Gefühlen, hoffentlich. Sie gibt mir ihre Hand, um die meine zu wärmen. 1 Mississippi, 2 Mississippi, 3 Mississippi... Es ist so durchschaubar. Alter Mann, lange verheiratet. Routine, und enttäuschte Träume, vermisst die Aufregung und denkt an früher. Denkt an verpasste Chancen und Weggabelungen. Ich tagträume von Situationen, die nicht eintreten dürfen. Ich brauche diese Distanz zur ihr, aus Selbstschutz. Es ist schwer sich nicht zu verlieren. Gedanken sind frei und sie werden mich begleiten, bis der Abstand groß genug ist.

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Donnerstag, 5. August 2021
Sohn
Ich beobachte mich. Ich rede mit mir, über mich. Ich bemerke Seiten meines Vaters an mir. Warum? Es ist so kompliziert. Ist es hilfreich mit Freunden darüber zu reden? Ich wünschte ich würde einen Fremden treffen, dem ich alles erzählen könnte. Ohne Bezug zu meinem Umfeld. So ist es jemand der Blogger.de heißt. Ich bin nicht glücklich. Ich bin zufrieden. Unsere Beziehung ist eine Nulllinie , ohne Ausschlag nach oben oder unten. Wir haben keine Gemeinsamkeiten mehr. Ich habe emotional keine Bezugspunkte mehr. Was sie fühlt, weiß ich nicht. Wir reden nicht darüber, da ich den Gesprächsverlauf vorhersehen kann. Sie wird es nicht verstehen und Dinge wie " ...ich wusste schon immer dass da was nicht stimmt" sagen. Ich will ihr nicht das Gefühl geben, sie allein zu lassen. Sie ist dafür nicht gemacht. Ich kann es auch gar nicht.
Verantwortung ist wohl auch mit Schmerz und Aufgabe verbunden.

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Vater
Er ist nicht mehr am Leben. Ich war nicht da, als er um sein Leben kämpfte. Hat er gekämpft oder war das nur der Mechanismus der Selbsterhaltung? Das Bild was von ihm bleibt, ist keines auf dem Sterbebett. Er war Asche, zuletzt, auf dem letzten Weg. Er war mein Vater. Ich habe ihn verachtet. Seine Art zu leben, seine Art mit uns zu reden, seine Art mit meiner Mutter zu reden. Ich sah was er von ihr dachte. Seine Wut, nicht die richtige Frau abbekommen zu haben. Ich denke selten an ihn. Wenn ich in meiner Stadt der Kindheit bin, ja. In dieser Stadt fühle und sehe ich meine Kindheit, und sie war schön. BIs irgendwann die Wut und die Angst bei uns einzog. Die Wut über die Hilflosigkeit und die Angst es noch schlimmer zu machen. Es ist vorbei, schon 5 Jahre. Es war nur Mitleid, das ich fühlte auf dem letzten Weg.

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Dienstag, 6. April 2021
Erwartungsleben
Cannons-Love on the ground
Erinnerungen ersetzen Träume und Ziele. Eine gerade Linie, noch ohne sichtbares Ende. Keine Abzweigungen oder Kurven, deren Richtung unsichtbar bleibt. Das Leben ist mit Ende 50 vorhersehbar.
Ich finde kaum noch Quellen für Lebenslust und Vorfreude. Wiederholungen, Alltäglichkeiten und Angst vor der Schlussfolgerung. Mein Zwang die Aufmerksamkeit und die Anerkennung der Anderen zu erhalten hat mich süchtig gemacht. Das Publikum wird bald nicht mehr da sein. Dies war, ist mein Antrieb. Ich wollte, musste gesehen werden, musste wahr genommen werden. Richtete mein Leben aus, besser zu sein. In allem. Als Vater, Partner, Kollege. Nicht als Sohn. Dies war meine erste Niederlage. Es war nur die eine. Die mich zwingt, vorbereitet zu sein. Auf Gespräche, auf Beziehungen, auf ALLES. Ich brauche Zeit. Für alles. Fühlen und reagieren ohne Verzug, lässt mich voller Selbstzweifel zurück. Was hätte ich besser machen können, war ich gut? Leben ohne Vorlage, ohne Drehbuch. Ich bin nicht frei, ich werde es wohl nie sein.

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