Mittwoch, 22. Februar 2012
Lebensbahn
Chan Chan - Buena Vista Social Club
Ich fahre bahn. Ich entscheide, wohin. Ich lenke diesen triebwagen. türen öffnen sich. Menschen steigen ein. Fahren mit mir. Leben mit mir. Türen werden geöffnet. Menschen steigen aus. Ohne mich. Ohne zu fragen. Manchmal gerate ich auf ein gleis ohne energie. Dann werde ich wieder angeschoben. Manchmal aber steige ich aus und schiebe selbst. Viele bilder da draußen, sehe ich oft und immer wieder. Wir fahren im kreis, denke ich dann. Die bahn hält. Doch die türen öffnen sich nicht. Nachts bleibt die bahn stehen. Dann schlafen wir. Sie weiß in der dunkelheit wohl nicht wohin. Nein. Denn ich lenke diese bahn. Am tag spielt oft musik in unserem wagen. Sie spielt mit mir, die musik. Manchmal überholen uns züge. Ihre fenster sie hell erleuchtet und viele menschen sind zu sehen. Sie tanzen und lachen. Wohin fahren die bloß? Wir begegnen auch zügen. Das geht sehr schnell. Oft denke ich, die bahn fährt zu schnell. Oft fühle ich, die bahn wird immer schneller. Aber das kann nicht sein. Denn ich lenke diesen zug. Schlaf jetzt. Es ist nur ein bild.

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Donnerstag, 9. Februar 2012
rasendschön
Baby I'am A Fool - Melody Gardot
Sie war schön und hatte alles was hormone und prägung mir vorgaben. sie setzte sich mir gegenüber. schon dafür gab es keinen grund. ich war entsetzt. es sollte eine ruhige unverfängliche bahnfahrt werden. ohne nachdenken, lauten geräuschen und schnellen bewegungen. sie sah mich an. weshalb? kein logischer grund bewarb sich bei mir, um begutachtet zu werden. eine adrenalinspritze während der agonie wird eine ähnliche wirkung haben. ich war sehr wach und sah den Griff für den nothalt an. sie wurde unruhig. stand auf und sah auf mich herab. diese beobachtung nahm ich eher aus dem rand meines sehfeldes wahr. Ich stellte mich tot, wie oppossums es gern und oft tun. inzwischen saß sie, um gleich darauf wieder aufzuspringen. Sie war verwirrt. Offensichtlich verhielt sich ihre beute nicht erwartungsgemäß (euphorische mutmaßung). in wannsee stieg sie ziemlich wütend aus.
das leben ging weiter. auch auf meiner sitzbank. ich versuchte noch eine zeitlang (ca. ein jahr) eine ähnliche begegnung zu provozieren. mit der üblichen vorgehensweise wie; selbe zeit, selbe bahn, selber sitz, etc. natürlich mit einem plan und einstudierten sprechrollen. es gab keine zweite chance. die gibt es nie. nicht in solchen fällen.
es war mir ein fest.

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Dienstag, 17. Januar 2012
Selbsterhaltungspflicht
sehnsucht –purple schulz
das kann nicht mein leben sein. Ich war zwölf, als ich davon ausging etwas besonderes zu sein. Es gab keinen besonderen anlaß. Nur meine träume mit offenen augen und mein extensiver konsum von sf-literatur. Da waren wesen die eine maschine nach dem sinn des lebens suchen ließen. das ergebnis war nicht so erfreulich. Eine welt die so gar nichts mit der zu tun hatte in der ich mich umsah. Ein wenig zuflucht, natürlich auch das. Aber auch der mensch der dort gezeichnet wurde erschien mir erstrebenswerter als alles was ich erlebte. Etwas anders zu sein als die anderen es erwarteten, war alles was ich tun konnte. Ich beantwortete gern die Frage: » Kann ich bitte das Salz haben? « mit » Nein! «. Damals erschien mir das als ziemlich lässig. Heute auch. Bloß was ist meinem leben los? Bin ich unsterblich, wahrscheinlich nicht. Warum nicht? ich bin doch so witzig, bin so tolerant und einfühlsam. Sowie zurückhaltend und ehrlich und sollte noch ein wenig leben, um das weitergeben zu können. Aber nein, ich lebe auf einer einbahnstrasse ohne rückwärtsgang. Das nimmermüde moster pflichtveranwortungsselbsterhaltungsfeigheit treibt mich vorwärts. Nein, ich werde nicht viel geld gewinnen. Nein, ich werde nicht in einem haus wohnen. Nein, ich werde mich nicht mit anderen frauen treffen. Nein, ich werde nicht mit allen konventionen brechen und reset drücken. Nein, ich will nicht wissen wie die werkseinstellungen aussehen. Und ja, so liest sich selbstmitleid. Aber es ist ein gefühl, immerhin. Obschon meine gefühle meist durch musik gesteuert werden. Es soll wohl auch fernbedienungen dafür geben. Viele frauen besitzen so etwas. Wobei da weniger musik zum einsatz kommt. Die kombination ist aber unschlagbar. Sicher gibt es auch ähnliche steuermöglichkeiten bei frauen. Hier funktioniert die kombination von musik + alkohol + lüge grundsätzlich ganz gut.
Ich bin so wütend. Warum komm ich nicht voran? Was ist mit der evolution? Entwicklen wir uns überhaupt noch? Wenn ja, woran passe ich mich gerade an? Bin ich die erfolgreichste spezies? Ja , aber nur für den moment. Lasst ihn uns genießen. Wer weiß schon was morgen morgen ist? Morgen ist heute gestern. Und gestern war heute morgen. Und so weiter. Ein wenig mit der zeit spielen und sie dabei vergessen. Das eigene leben beginnt irgendwann den reiz des neuen zu verlieren. Grund genug sich ein anderes zu suchen. Das unserer kinder. Vor ein paar jahren haben wir gott gezeigt wie so was geht. Wir haben leben erschaffen. Und ich habe mich damals so lebendig und wertvoll gefühlt. Die beiden wunder, die sicher etwas besonders sind, aber wohl auch nicht unsterblich sein werden, sind der grund. Sind antrieb und legitimation genug. Für frühes aufstehen, für wach liegen, für streit, für liebe, für glück, für atemlose sorge, für tränen, für zeilen wie diese, für ein wenig selbstmitleid und mich-eigentlich-ganz-toll-finden.

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