Ein ganzes Leben
How does it Feel - London Grammar

Es passiert oft, glaube ich. Spielfilme erzählen davon. Man fragt sich jedes Mal, wie konnte das geschehen. Zu erkennen, nichts zu haben, um die Beziehung wieder aus diesem grauen Nichts holen zu können. Irgendetwas was mal war und nur wieder hervorgeholt werden muss. Ich war so lang allein, angefüllt mit Träumen und Sehnsucht. Wie es wohl wäre eine Frau zu berühren, sie zu küssen, Sex zu haben. Dann passiert es und obwohl ich nur aus Selbstzweifel und Ängsten bestand, hat es funktioniert. Alles wollte ich tun, um nie wieder in diese Hoffnungslosigkeit zurück zu fallen, alles. Bis dahin war ich ruhelos und ohne Halt, ohne Struktur. Mir gefiel das, eine Zeit lang. Keine Bindung, keine Verpflichtungen. Doch ohne geliebt zu werden, verliert man irgendwann das Gefühl für den eigenen Wert. Es war sie, die mir dieses Seil zuwarf. Wir haben Leben geschenkt. Es ist schwer, das zu beschreiben. Ich fühlte nie diese tiefe emotionale Bindung zu ihr und zu unseren Kindern. Natürlich sorge ich mich, wie es ihnen ergeht. Doch das ist die gleiche Ebene wie ich es bei Freunden erlebe. Diese Distanz erschreckt mich immer wieder. Bin ich nicht fähig so zu empfinden. Basiert alles was ich für sie tue nur auf dem allgegenwärtigen Bedürfnis beachtet und geliebt zu werden. Inzwischen sind unsere Kinder nur Gäste in unserem Heim und unser Anteil an ihrem Leben wird kleiner. Ein Leben neben ihr, motiviert davon ihr nicht weh zu tun. Nein, es ist keine Lebenslüge. Tiefes, immerwährendes Glück ist ein Traum, der unsere Evolution zum Stillstand bringen würde. Diese Sehnsucht von damals ist wieder da. Soll ich sie wegsperren, ersticken. In der Hoffnung das sie keine Nahrung findet, dass niemand mir wieder ein Seil zuwirft. Ich kann sie nicht verlassen. Dieses immer noch so starke Gefühl alles dafür zu tun, sie nie leiden sehen zu müssen, wird das verhindern. Ich hoffe das so sehr.

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